Als ich das erste Mal im Büro war, hatte ich eine ziemlich verstörende Begegnung auf dem eh schon sauglatten Flur. Das war so: Ich komm‘ da so reingestolpert, steuere mit Frauchen im Schlepptau mein Büro an, da läuft mir ein eigenartig aussehendes Etwas entgegen: Mylo.
Mylo, so heißt „es“ also. Ungefähr so groß wie ich, Fell etwas heller. Mein lieber Herr Gesangsverein, was hat’n der für Augen! Pfote aufs Herz: Ich hatte Angst, dass die jeden Moment rausfallen und mir entgegen springen. Und dann stielt der Typ mich auch noch so an, und kommt mit den irren Glubschern und seinem nach Leberwurst stinkendem Atem vehement näher. Ich lasse mir natürlich nichts anmerken, fahre vorsichtshalber schon mal die Bürste auf und versuche am besten gar nicht mehr zu atmen. ‚Spannung halten, Junge!‘, sage ich mir. Mylo nimmt sich dem natürlich nicht an. Er, aufgedreht wie Sau, stolziert um mich herum mit seinem komischen Schweinchen-Ringelschwanz. Kaum zu glauben: Die Augen werden noch größer, und mir ganz komisch in der Magengegend. Ey Leute, der is‘ doch nicht normal! Und dann – zack – versucht er mich zu dominieren, aber ich so: Nee nee nee, mein Freund. Ehe wir richtig loslegen können, gehen die beiden Frauchen im schicken Blond dazwischen. Schade. Denken wir beide.
Im Nachhinein betrachtet war er eigentlich doch ganz in Ordnung, auch wenn wir uns irgendwie nie richtig riechen konnten. Leider hatten wir keine Gelegenheit mehr, uns richtig kennenzulernen. Mylo unterlag im Alter von einem Jahr einem epileptischem Anfall. Ein trauriges Schicksal, das ja tragischerweise viele Möpse und auch französische Bulldoggen teilen. Mylo, alter Kumpel, wollte dir nur sagen: War nicht so gemeint. Mögest du in Frieden ruhen. R.I.P.